Lesung: Ein Lebensbild in Texten
Nahezu unbekannt ist, dass in den Jahren 1656 bis 1660 in Ortenberg der Satiriker und Barockschriftsteller Johann Michael Moscherosch (geb. 7. März 1601 zu Willstätt, gest. 4. April 1669 in Worms) lebte. Als Regierungsrat und Präsident des Konsistoriums des Grafen Friedrich Casimir von Hanau-Lichtenberg war Moscherosch in diesen Jahren zuständig für Ortenberg. So hatte er hier etwa den Huldigungseid der Bevölkerung für seine Herrschaft engegenzunehmen (die Protokolle sind im Stadtarchiv noch vorhanden).
Das Wohnhaus Moscheroschs, der alte Renaissancebau des "Hanauischen Ambtshaußes", steht unversehrt in der Schloßstraße von Ortenberg.
Berühmt wurde der Sartiriker und überaus beliebte Barockschriftsteller durch sein Zeitgemälde "Wunderliche und Wahrhafftige Gesichte Philanders von Sittewald". Moscherosch erreichte die Leser seines Jahrhunderts; das zeigen die vielen regulären Ausgaben, aber auch die Raubdrucke seiner Werke. Die Lesung beleuchtet das unruhige Leben dieses Lieblingsdichters seiner Zeit, der auch im 18. und 19. Jahrhundert nicht in Vergessenheit geriet. Die moderne Barockforschung hat den Autor, dessen Werk so nachhaltig wie kurzweilig und amüsant ist, wiederentdeckt. Die Verflechtung von Politik und Privatleben mit drei Ehen und häufigem Ortswechsel, von zivilem Verwaltungsberuf und Kriegshandlungen, kulturellen und sprachlichen Gegensätzen, von öffentlichem Konfessionsstreit und privaten Annäherungen ist das Umfeld, in dem Moscherosch lebte und am literarischen Leben teilnahm.
Der Historiker Michael Schroeder entwirft ein Lebensbild des Barockautors - Klaus Busch liest aus Moscheroschs Werken. Ein Leben voller Brüche - doch Moscheroschs Schriften sind geblieben und erreichen den Leser noch heute.
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