Anselm Wild und Georg Göb geben in Pandemie-Zeiten auf Einladung des Kulturkreises Altes Rathaus Ortenberg ein denkwürdiges Open-Air-Konzert Von Inge
Schneider
ORTENBERG. „War das eben Applaus? Live und in echt? Es ist kaum zu glauben - wir stehen wieder auf einer Bühne und vor realem Publikum!" Gleich zu Beginn des „Kultur
to go“-Konzertes in der Galerie am Alten Markt machte der Schlagzeuger, Percussionist und Sänger Anselm Wild seinem Erstaunen und seiner Freude Luft. Auf Einladung des
Kulturkreises Altes Rathaus Ortenberg und dessen Vorsitzenden Dörthe Herrler gastierten der Büdinger Musikdozent und sein kongenialer Duo-Partner, der Frankfurter Jazz
Pianist und Musikpädagoge Georg Göb, auf der „mutmaßlich kleinsten Open-Air-Bühne der Welt“: Terrasse, Eingang und Fenster der Galerie standen offen, ließen die Klänge
hinaus und Corona-gerecht genügend Luft hinein. Das Publikum blieb auf Distanz, sei es auf dem alten Marktplatz oder in den umliegenden Häusern, vorbei flanieren und
lauschend, erkennbar berührt ob des kleinen, aber bezaubernden Kulturereignisse in schweren Zeiten. Optimismus und Hoffnung verbreiten im 40. Jahr seines Bestehens –
das ist auch das Anliegen des Kulturkreises, dementsprechend verkündeten bunte Veranstaltungshinweise in einem der Galeriefenster die reizvollen Vorhaben des Jahres
2021, von denen noch offen ist, ob und in welcher Form sie stattfinden können.
„How fragile we are – wie zerbrechlich wir sind“ hieß denn auch der Welthit von Sting, mit dem das Duo bei sinkender Sonne sein dreiviertel stündiges eindrückliches
Konzert eröffnete. Zunächst instrumental, dann begleitet von Anselm Wilds wandelbarer Stimme schlugen die beiden langjährig miteinander befreundeten Musiker, für die
dieses Zusammenspiel dennoch eine Premiere war, zarte Brücken zwischen Gestern und Heute, Jung und Alt, Ost und West. So erlangen „Alt wie ein Baum“ und „Wenn ein
Mensch lebt“ von der Ex-DDR-Band „Puhdys“ in einer tanzbaren Reggae-Version, ebenso der von Peter Maffay gecoverte Karat-Song „Über sieben Brücken musst du geh’n“. Das
Thema des einst geteilten Deutschlands und die Sehnsucht nach einem unkomplizierten Miteinander über Mauern hinweg griff auch das Lied „Mädchen aus Ost-Berlin“ auf,
das der bekennende Udo Lindenberg-Fan und Tribute-Bandleader Anselm Wild im O-Ton des Hamburger Meisters intonierte: „Das war wirklich schwer: Ich musste gehen, obwohl
ich so gerne noch geblieben wär`. Ich hoffe, dass die Jungs das nun bald in Ordnung bringen, denn wir wollen doch einfach nur zusammen sein. Vielleicht auch mal etwas
länger, vielleicht auch mal etwas enger. Wir wollen doch einfach nur zusammen sein…“ Vor dem Hintergrund der Pandemie und eines drohenden Oster-Lockdowns erhielten
diese Zeilen einen ganz anderen, aktuellen